interview mit einem schlafexperten

WIR HABEN ALLE EIN CHRONISCHES SCHLAFDEFIZIT

INTERVIEW MIT PROF. GÜNTER W. AMANN-JENNSON
- Schlafpsychologe und Samina Firmengründer -


Ein ganzheitlicher Blick, Sensibilität, Reflektion und Expertise: Seit über 40 Jahren nähert sich Prof. Günther W. Amann-Jennson dem hochkomplexen Thema Schlaf auf unterschiedlichsten Ebenen. Alles, was zu besserer Schlafqualität und angenehmen Träumen beitragen kann, verrät der Psychologe im Interview mit HANRO.

Herr Amann-Jennson, wie sind Sie zum Thema Schlaf gekommen?

 

Ich habe in den 80er Jahren eine psychologische Praxis in Feldkirch betrieben. Innerhalb der ersten Jahre stellte ich fest, dass Menschen, die psychische, psychologische oder gesundheitliche Probleme hatten, einen gemeinsamen Nenner teilten: schlechten Schlaf. Das war für mich der Startschuss, mich intensiv mit dem Schlaf zu beschäftigen. Vor 40 Jahren war das nicht wirklich ein Thema. Und nach wie vor spielt Schlaf in der Medizin keine bedeutende Rolle – erst ganz allmählich kommt hier eine Dynamik rein. Und dass, obwohl wir heute 80-90 Prozent schlafgestörte Menschen verzeichnen können.

 

Sie gelten als Visionär und Ihr mehrfach ausgezeichnetes SAMINA Konzept gibt Ihrem Engagement Recht. Welche Ihrer Visionen haben sich bereits erfüllt und welche treiben Sie nach wie vor um?

 

Meiner ersten Vision folgend, wollte ich Möglichkeiten finden, die Menschen dabei zu unterstützen, zu einem biologisch hochwertigen Schlaf zu kommen. Also vereinfacht ausgedrückt war es mein Ziel, den Schlaf messbar zu verbessern. Die zweite Vision war schon mehr Science-Fiction. Ich hatte mir vorgenommen, den Menschen im Schlaf zu therapieren. Vor 40 Jahren haben die Leute nur den Kopf geschüttelt und gefragt: „Wie kann man einen Menschen, der schläft, therapieren?“ Heute bieten wir bei SAMINA eine Reihe von passiven Therapien. Im Übrigen ist auch die richtige Nachtwäsche eine Form der passiven Therapie. Denn wenn ich schlafe, kann ich ja nichts mehr tun. Und das ist etwas, was die Menschen verstehen müssen. Der Schlaf kommt, aber Sie müssen alles für ihn vorbereiten – perfekt ausgestattet sein sozusagen. Nicht nur aus unserer, auch aus Expertensicht leisten wir hierzu wertvolle Beiträge und forschen unermüdlich, um unsere Produkte weiter zu optimieren.

 

Warum ist Schlaf so wichtig?

 

Der Schlaf hat die Aufgabe, uns körperlich, seelisch und geistig zu regenerieren. Er gleicht das aus, was uns über den Tag Energie gekostet hat. Zudem ist Schlaf der wichtigste Partner für unser Immunsystem. Während wir im Tiefschlaf sind, befreit sich unser Gehirn von Giftstoffen. Diese sind unter anderem verantwortlich für Demenz. Das ist ein hochkomplexer Vorgang. Und wenn der Schlaf nicht funktioniert, dann funktionieren diese Prozesse auch nicht.

 

Warum hat das Thema Schlaf in den letzten Jahren derart an Bedeutung gewonnen? 

 

Weil die Menschen nicht mehr schlafen können. Das Bewusstsein für die Bedeutung von Schlaf wurde geschärft. Menschen mit einem höheren Gesundheitsbewusstsein sind jetzt ‚aufgewacht‘. Beispielsweise Biohacker, die ihre Körperfunktionen messen und verbessern wollen. Dazu zählen unter anderem der Schlaf und die Herzratenvariabilität – diese dient zur Messung der Regenerationsqualität. Dabei wird ein EKG gemacht, das die zeitlichen Abstände zwischen zwei Herzschlägen beobachtet. Dank der neuen Technologien können wir die Variabilität genau messen. Je variabler diese sind, desto besser funktioniert das System Mensch. Das sind alles Erkenntnisse, die den Schlaf immer mehr in den Vordergrund stellen.

 

„Die richtige Nachtwäsche ist eine Form der passiven ­Therapie. Denn wenn ich schlafe, kann ich ja nichts mehr tun. Und das ist etwas, was die Menschen verstehen müssen. Der Schlaf kommt, aber Sie müssen alles für ihn vorbereiten – perfekt ausgestattet sein sozusagen.“

Sie haben bereits einige Bücher geschrieben, können Sie uns ein bisschen was dazu ­erzählen?

 

Mein neustes Buch beispielsweise, ‚Musikmedizin im Schlaf‘ behandelt ein ganz eigenes Thema: Was braucht der Mensch um künftig wieder vom Stresszustand in den Ruhezustand zu gelangen, damit der Schlaf funktioniert? Und eines der besten Hilfsmittel ist Musik. Die Musikwirkungsforschung beschäftigt sich damit, inwieweit Musik einen Einfluss auf Wohlbefinden, Gesundheit und Schlaf hat. Zum Zweck des Buches habe ich mit der medizinischen Universität in Salzburg kooperiert. Zudem findet man in unserem Onlinemagazin einfach-gesund-schlafen.com alles, was rund um den Schlaf interessant ist und was bei Schlafproblemen und -störungen weiterhilft.

 

Man kann sich bei Ihnen zum Schlafcoach ausbilden lassen. Ein ganz neues Berufsbild! Erzählen Sie uns bitte mehr dazu.

 

Früher hätte sich jeder gefragt, warum ein Mensch einen Coach braucht, um zu schlafen. Die Hintergründe sind aus meiner Sicht leicht nachvollziehbar. Der Schlaf spielt bei der Ausbildung zum Arzt oder zum Psychologen/Psychotherapeuten eine massiv untergeordnete Rolle. Dabei ist der Schlaf ein Zustand, über den man in der Tiefe nachdenken muss. Die klassische Medizin, oder auch ein Hausarzt weiß zu wenig über den Schlaf und ist aus meiner Sicht kein idealer Partner für Menschen, die stressbedingte Schlafstörungen haben. Also war meine Überlegung, eine neue Position zu kreieren, nämlich die des Schlafcoachs. Die Aufgabe eines Schlafcoachs ist vergleichbar mit der eines Sportcoachs. Ein Sportcoach versucht, die sportlichen Leistungen zu verbessern und der Schlafcoach versucht, die schlafbiologischen Voraussetzungen zu schaffen, damit die Menschen wieder schlafen können.

 

Was genau passiert im Schlaf mit uns?

 

Im Schlaf ist alles anders. Unsere Körperfunktionen, wie der Herzschlag, die Atmung, die Muskelspannung, werden zurückgefahren. Die Hormonsituation verändert sich. Schlaf baut eine Wahrnehmungsmauer auf. In dem Moment, in dem ich eingeschlafen bin, bin ich von der Außenwelt mehr oder weniger abgekoppelt. Mein Bewusstsein ist nicht mehr vorhanden, maximal mein Über- und Unterbewusstsein sind aktiv. Das zweite, relevante Merkmal des Schlafes ist, dass er in jedem Fall reversibel ist. Egal wie tief ein Mensch schläft, man kann ihn aufwecken.

 

Warum schlafen so viele Menschen nicht gut?

 

Der Schlaf bringt spezifische Anforderungen mit und die haben sich in den letzten 40 Jahren massiv verändert. Aus meiner Sicht ist es heute eine echte Kunst, biologisch-hochwertig zu schlafen. Man muss das planen, das funktioniert nicht mehr automatisch. Das liegt daran, dass unser Hauptthema der Stress ist, der größte Feind des Schlafes. Der Stress setzt Hormone frei, die es dem Menschen schwer machen einzuschlafen. Alles was uns Menschen über ein gewisses Maß hinaus beansprucht, verursacht diesen Flucht -bzw. Kampfmechanismus und den werden wir nicht los. Das heißt, wir befinden uns in einer Dauerstressschleife und das führt zu Rückkoppelungseffekten, die sich natürlich nicht nur auf die Gesundheit, Herz-Kreislauf, Verdauung, Hormon- und Immunsystem negativ auswirken, sondern vor allem auf den Schlaf. Wir haben alle ein chronisches Schlafdefizit.

 

„Je näher etwas am Körper ist, desto größer ist der Einfluss auf den Schlaf. Die Unterwäsche ist die zweite Haut, die Nachtwäsche ist die dritte Haut und das Bett ist die vierte Haut des Menschen. Diese Schichten müssen natürlich miteinander interagieren.“

Wie kann ich meine Schlafqualität verbessern?

 

Wir haben verschiedene Schlafphasen, die sich innerhalb eines Zyklus‘ abspielen: Einschlafphase, Leichtschlafphase, Tiefschlafphase und Traumphase. Diese Phasen müssen in einem geordneten Verhältnis zueinanderstehen und daraus lässt sich dann genau ableiten, ob ein Schlaf qualitativ gut ist oder nicht. Ich mache seit über 20 Jahren Schlafmessungen und ich finde eigentlich niemanden mehr, der wirklich gut schlafen kann. Die neueste Innovation, die wir jetzt auf den Markt bringen, ist das ‚SAMINA Sound Light Sleep System‘. Das ist eine Kombination aus Musikmedizin und Farblichttherapie. Diese Dinge helfen den Menschen, die negativen Auswirkungen dieser Flucht-Kampfreaktion in den Griff zu bekommen. Wir müssen heute zum Glück nicht mehr kämpfen und eigentlich in der Regel nicht mehr flüchten, aber der Mechanismus ist trotzdem aktiv, der ist einfach evolutionsbiologisch in uns verankert.

 

Welche Rolle spielt die richtige Nachtwäsche für einen guten Schlaf?

 

Im Schlaf haben wir eine veränderte Körpertemperatur. Das ist der Hauptgrund, warum wir überhaupt Nachtwäsche verwenden.


70-80 Prozent der Menschen haben heute Probleme mit dem Rücken, der Muskulatur oder den Gelenken. Der Schlaf ist ganz wichtig für die orthopädische Regeneration. Für Reparaturen an den Gelenken, für den Wieder- und Neuaufbau von Gewebe, für das Ausscheiden von Dingen, die wir nicht mehr brauchen. Der Schlaf ist also ein absoluter Entgiftungsprozess. Wenn ich Nachtwäsche aus einem Material trage, das in der Lage ist, diesen halben oder ganzen Liter Schweiß aufzunehmen, den der Körper über Nacht absondert, habe ich natürlich ein ganz anderes Klima unter meiner Bettdecke. Das heißt, das Bettklima ist entscheidend für einen optimalen Ablauf dieser Körperfunktionen, für die Entgiftung und die Regeneration der Organe. Je näher etwas am Körper ist, desto größer ist der Einfluss auf den Schlaf. Die Unterwäsche ist die zweite Haut, die Nachtwäsche ist die dritte Haut und das Bett ist die vierte Haut des Menschen. Diese Schichten müssen natürlich miteinander interagieren.

 

Welche Materialien empfehlen Sie besonders?

 

Je natürlicher die Faser ist, desto natürlicher ist die Kommunikation mit dem Körper, denn der Körper geht in Resonanz mit diesen Materialien. Ich habe sozusagen einen zusätzlichen Schutzfaktor und eine Funktion, wie die Regulation von Feuchtigkeit und Wärme. Eine Hauptfunktion der Nachtwäsche ist, dass die Feuchtigkeit bzw. der Feuchtigkeitsfilm, der am Körper gebildet wird, aufgesaugt werden kann. Nacktschlafen ist in tropischen Nächten keine gute Idee, weil die Menschen in der Regel die Fenster offen haben, einen Ventilator aufstellen oder für Durchzug sorgen. Und in dem Moment, in dem ich einen Schweißfilm auf meiner Haut habe, verkühle ich mich.


In der Nacht sinkt außerdem die Körpertemperatur, da ist eine Nachtwäsche natürlich fein. Wenn es richtig heiß ist, haben die Leute das Gefühl, dass sie keine Nachtwäsche brauchen. Aber wenn es die richtige Faser ist, dann ist sie ein Hilfsmittel und unterstützt den Effekt der Kühlung. Denn wenn ich schlafe, kann ich ja nichts mehr tun. Und das ist etwas, was die Menschen verstehen müssen, sie müssen für den Schlaf alles vorbereiten.

 

Wie lange sollten wir pro Nacht schlafen?

 

Die Regel ist ganz einfach: Für zwei Stunden Wachsein, brauchen wir eine Stunde Schlaf. Das ist ein Naturgesetz. Rein statistisch gesehen, haben Menschen die besten Karten in Bezug auf Gesundheit und Lebensdauer, wenn sie zwischen sieben und acht Stunden schlafen. Das ist aus meiner Sicht die ideale Schlafdauer. Wir müssen aber auch über die Schlafqualität nachdenken. Denn es bringt nichts, wenn ich acht Stunden vermeintlich schlafe, aber die Schlafqualität nicht stimmt.

 

"Eine Grundregel für besseren Schlaf ist idealerweise zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und zur gleichen Zeit aufzustehen."

Was trägt zu einem qualitativ guten Schlaf bei?

 

Der Schlaf benötigt elementare, konstante und variable Schlüsselfaktoren, damit er funktioniert. Das wichtigste Trio für einen qualitativ guten Schlaf ist der Schlafraum, der Schlafplatz und das Bettsystem. Dort wo wir unseren Schlaf finden, müssen diese Gegebenheiten für einen gesunden Schlaf vorhanden sein. Eine Grundregel für besseren Schlaf ist idealerweise zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und zur gleichen Zeit aufzustehen. Außerdem benötigt der Mensch einen Schlafplatz, an dem es ruhig und dunkel ist. 90 Prozent der Menschen haben viel zu viel Licht an ihren Schlafplätzen - ein potenzieller Schlafstörer. Dazu brauchen wir das richtige Raumklima mit frischer Luft ohne Schadstoffbelastung. Wir erzeugen viele dieser luftlöslichen Schadstoffe selber, indem wir synthetische und chemische Materialien im Schlafraum haben. Außerdem ist die Schlafunterlage der wichtigste Partner für einen erholsamen, regenerativen und bioenergetischen Schlaf.

 

Welche Schlafposition empfehlen Sie für einen erholsamen Schlaf?

 

Es gibt 34 verschiedene Schlafhaltungen. Die bekanntesten sind Rücken- Bauch- und Seitenlage. Jede Schlaflage hat Vor- und Nachteile. Die Rückenlage ist ideal für die orthopädische Regeneration. Orthopädisch gesehen die schlechteste Lage, die ein Mensch einnehmen kann, ist die Bauchlage. Nachdem ich nicht frontal auf meinem Kissen liegen kann, weil ich dann ersticke, führt die Bauchlage dazu, dass ich meinen Kopf zur Seite drehen muss, damit belaste ich meine Halswirbelsäule. Somit wandern Probleme von der oberen Halswirbelsäule in die untere Lendenwirbelsäule. Viele Probleme im unteren Rücken hängen mit dieser Schlafhaltung zusammen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass in der Seitenlage der Prozess der Gehirnentgiftung unterstützt wird. Dass man jedoch bewusst mehr auf der Seite schläft, kann man leider nicht programmieren. Deshalb behaupte ich, Weisheit und Intelligenz der Natur unterstützen uns während des Schlafs ganz intuitiv, wenn alle Voraussetzungen stimmen - auch mit der richtigen Körperhaltung.


Vielen Dank für das spannende Gespräch!

Nachtwäsche für erholsamen Schlaf